20.5.14: 247km FAI-Dreieck vom Stoderzinken
Das neue MEGA-FAI-Dreieck vom Stoderzinken
Berni Pessel pulverisierte am Vortag, was wir glaubten, dass von unserem Stoderzinken aus möglich sein könnte: Mit einem flachen Dreieck über 258km und einer Landung um 20:15 öffnete er uns die Augen. Ich hatte noch am selben Tag meine eingespeicherten Stoder-Strecken gleich mal mit um 20% weiter rausgesetzten Wendepunkten geplant und nochmal neu abgespeichert… 🙂
Hatten Werner und ich den besagten Montag aufgrund der durchwachsenen Windprognosen noch ungenutzt vorüberziehen lassen, war für Dienstag die Devise klar: AUSRÜCKEN!
Der Tag empfing uns diesmal schon von aller Herrgotts-Früh weg mit strahlend-tiefem Blau – und bereits nach dem Aufstieg über die wieder verschneite Stoder-Piste Stand fest: heute ist FAI-Tag!
Der Wind hatte wie prognostiziert deutlich nachgelassen und um 9:30 sah man schon die ersten Bummerl – und die waren hoch! 🙂
Berni gab schließlich die Devise zum Tag aus:
Hier die relevanten Prognosen für unsere Entscheidung, es vom Stoder aus zu probieren:
Update 28.02.2015: Das Video zu genau dieser Runde ist hier bzw. direkt via http://vimeo.com/lexrobe/2014-3b anzusehen.
Ein anderes Video über unsere ersten Versuche an dem in Insider-Kreisen als „Werner-FAI“ gehandelte „Stoder-Unken-Gastein FAI-Dreieck“ gibt´s hier.
Details
Stoderzinken/Gröbming:
- Land Region: Aut, Stmk/Ennstal
- 2030 (Gipfelstartplatz)
- Höhendifferenz: 1170m
Infos unter:
unsere Flüge
- Werner Luidolt (251km FAI-Dreieck; 352 Pkt.), NEUER STODER-REKORD!
- Bernhard Pessl (248km FAI-Dreieck; 348 Pkt.)
- René Hussler (239km FAI-Dreieck; 336 Pkt.)
- Stefan Aufischer (222km FAI-Dreieck; 267Pkt.)
- Lex (247km FAI-Dreieck; 346 Pkt.), NEUE PERSÖNLICHE BESTLEISTUNG – und das zu Haus im Ennstal! 🙂
Die weitesten Flüge vom Stoderzinken aus: auf XContest
Der Track:
Der Mega-Flug von Berni, Werner und mir im virtuellen Doarama-Relief:
Die Story:
Die Gipfelstürmer mit erstem Bummerl. Das halbe Startareal war schon wieder gut abgeapert. Sodass die ca. 60 (!) Piloten sich halbwegs gut auf die beiden Startplätze verteilten – oben war’s natürlich komfortabler 😉 René Hussler startete pünktlich um 10 Uhr vom unteren Startplatz und drehte vor unserer Nase gleich gut auf. Wie üblich kam dann etwas Starthektik auf, aber 15 Minuten später waren Berni, Werner, ich und Mario Schmaranzer ebenfalls in der Luft. In dieser Reihenfolge aufgefädelt ging es wie fast schon gewohnt unspektakulär Richtung Dachstein, dessen letzter Bart mir aber verwehrt blieb und so musste ich mich mit Hans Schmidlechner und seinem Enzo (auch im Bild rechts) bei Ramsau tief ausgraben – deswegen erwähnenswert, da es der sportlichste Bart des Tages bleiben sollte. Der Rest war pure, kaum Wind-zerrissene Wonne! |
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Vor der Querung über St. Johann/Pongau hatten Werner und ich uns wieder zusammengefunden und nach kurzer Beratung nahmen wir die Direkte Richtung Hochkönig (Bild rechts). Der Südwind und ein bereits aufdrehender Segler an der Südflanke des Hochkönig gaben uns wenig später Zuversicht, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. | ||
Unspektakulär ging es an dessen SW-Ausläufern hoch und ich versuchte den gesamten Schenkel Richtung Nord hoch zu bleiben, um den in der Höhe stärker wehenden Südwind besser nutzen zu können.Ich konnte mit dieser Strategie entlang der schon zu sehenden Wolkenstraße fast bis zu René aufschließen. Aber eben nur fast, denn er war mit seinem brandneuen lila Niviuk Icepeak 7 Pro eine Macht und an dem Tag für mich uneinholbar. | ||
Werner versuchte es etwas tiefer. Einmal fragte er mich sogar per Funk: „Du Lex, kann ma bei Dir da vorne vor landen? I sich do vorne net hin…“. Unbegründet war die Angst, denn Anschluss war schnell gefunden und er konnte wieder gut aufschließen bevor wir nach Unken kamen (Bild rechts). Wieder ungefähr gleich auf fragte mich Werner per Funk, ob seine Uhrzeit stimme: „13:30?“, „ja 13:30!“. Mit einem so schnellen Schenkel haben wir nicht gerechnet, aber wir waren für diesen Fall bestens präpariert: Wir querten weiter nach Nord über Unken hinweg in den Chiemgau… | ||
…fanden an den nördlich davon gelegenen Bergflanken des Sonntagshorns gut Anschluss und konnten wieder Basis machen (Bild links) – selbst hier, wo es Richtung Chiemsee ins Flache raus ging, war diese 3400 m hoch. Funk sei Dank („Du Lex i glab i drah jetzt daunn um“ – „Sei net so konservativ, mia san supa in da Zeit!“ ) nutzten wir diese Höhe um noch weiter in den Norden rauszustechen – bis ca. 20km vor den Chiemsee bei Laubau (Bild rechts). Dort wendeten wir um exakt 13:53 Uhr. Wie es René vorgemacht hatte, wär es zuverlässig noch weiter nordwärts gegangen, aber wir wollten doch noch etwas Reserve haben, wenn der Südwind zu stark werden sollte. |
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Von dort bis retour zum Hochkönig war dann zwischen 15 km/h Nord- und 25km/h Süd-West-Wind alles drin – je nach Passage. „Wah is des Geil – a 55er im Trim!“, krachte es noch zu Beginn durch Werners Funk.Bild links Blick zurück Richtung Nord auf das Große Mühlsturzhorn – auf Höhe Weißbach bei Lofer.Bild rechts: Selber Spot – nur diesmal mit Blick nach vorn Richtung Süd. Wieder hoch fliegend… | ||
…kam ich ohne größere Baustelle gut vorwärts bis auf Höhe Hochkönig, wo ich wieder knapp zu Berni aufschließen konnte (Bild links), der gegen den Wind wieder mal seine Klasse aufblitzen ließ.Bei Maria Grün machten wir nochmal Basis und dann war klar: Das Wolkenbild (Bild rechts) sah auch Richtung Hauptkamm nach kalkulierbarer Süd-Komponente aus! Es könnte klappen!Mein Oudie3 zeigte durch den extrem nach Nord verlängerten Wendepunkt den FAI-Sektor auf der West-Flanke des Gasteiner-Tals, statt wie geplant im Osten. Wozu hat man Technik? 🙂 | ||
Auch das Pinzgau sah schön entwickelt aus für diejenigen, die auf den Ziel-Rück-Klassiker setzten: links: Blick während der Pinzgau-Querung nach West rechts: Blick nach Osten in den Pongau |
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Das Wolkenbild am Westgrat des Gasteiner Tals sah zudem zuverlässig aus und vor uns drehte Petr Chromec mit seinem Avax XR11 bereits auf – der Anschluss war geschafft! Mit Petr nochmals Basis gemacht flog ich direkt und schnell Richtung Süd. Petr bog ins Gasteiner Tal ab aber ich blieb am Grat – weiter auf Süd-Kurs. Die nächsten Grat-Kilometer waren auf meiner etwas talseitig vorgelagerten Spur leider Thermik-befreit – ich erwischte kein Steigen mehr und vertraute drauf, dass es irgendwo vorne bei den Berggipfeln wohl noch hochgehen werde. Fehlanzeige :-(Ich war vorne und relativ tief – und ohne Steigen. Ich drohte unter den Grat zu sinken, aber ich wollte zumindest unbedingt ins Gasteiner Tal springen. Die nachfolgenden Berni und Werner kamen noch mit guter Höhenreserve an diese Stelle, konnten noch Höhe machen und somit noch tiefer in den Süden stechen.Ich wendete auf der 230km FAI-Linie meiner Sektor-Anzeige und sprang um 16:23 Uhr ins Gasteiner Tal. | ||
Die Cirren-Felder wurden immer dichter und so war der Anschluss am sonst zuverlässigen Gaiskarspitz im Gasteinertal mühsamer als erwartet… (Bild links)Obwohl ich hier geduldig nochmal Basis machte zeichnte sich ab, dass die Steigwerte abnahmen. Ein suchender Blick nach Thermik-Auslösern am Boden machte deutlich: Ein sich vor die Sonne schiebendes Cirrenband tauchte mit einem Mal die ganzen Tauern in ein fahles Grau – und regelte den Thermik-Motor auf Stand-Drehzahl zurück…Ich konnte noch ins Kleinarl-Tal queren und suchte in Gipfelnähe des Kraxenkogel alles nach irgendwelchen Aufwinden ab, die ein In-der-Luft-Bleiben ermöglichen könnten. Doch ein Nullschieber war das Höchste der Gefühle……und dann kam Werner, der 300m unter mir am selben Grat Anschluss suchte. Ich fragte, ob er dort Steigen hätte. Werner meinte „Es schiebt so komisch rum. Mischung aus Soaren und Thermik…“. „Bis er wenige Kreise später den Steigkern lokalisiert hatte und per Funk Entwarnung gab. „Es ist Thermik!“ |
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Ich ließ mich auf ihn „drauf sinken“ und war erleichtert, als ich realisierte, dass dieser weit vorgelagerte Schlauch bis auf Gipfelniveau reichte zwar nur mit 1m/s, aber hey – wir waren noch im Spiel.Das Cirrenband dämpfte unser Fortkommen massiv – hatte aber einen Vorteil: es war schmal! Mir war klar, dass es durch die beobachtete Luftbewegung ein klares Ablaufdatum haben musste. Bereits am nächsten Grat hatte es sich weiterbewegt und gab die gesamten Tauern der Sonne wieder Preis. | ||
Keine 15 Minuten später begannen sich wieder schöne Cumuli zu bilden – und wir waren wieder voll im Geschäft!„Des werd ma jetzt wohl no heimbringen“ waren wir uns per Funk einig. Denn, obwohl auf unterschiedlichen Linien unterwegs, hatten wir die besten Bummerl des Abends noch gut erwischt.Selbst die Planai (Bild rechts) ließ mich diesmal nicht im Stich – deren Talwind-Empfindlichkeit mich bereits 3 mal abgeworfen hat…Welch versöhnliches Erlebnis! | ||
Es war erst 18:25 Uhr. „Nur mehr 1 x Basis machen“ war erforderlich, um meinen Traum vom ersten 200er FAI vom Stoder aus wahr werden zu lassen! Geschafft! Der Stoder war im Gleitwinkelbereich! (Bild links) Aber ich blieb auf der Südseite und flog noch weiter Richtung Ost. Werner funkte mich an, wie weit ich denn noch fliegen wolle. An einem solchen Tag will ich einfach fliegen so lange es irgendwie geht. Und vorne am Ausgang des Sölktals stand noch so ein wunderschönes Bummerl, das ich mir noch schnappen wollte (Bild rechts). Obwohl klar war, dass es außerhalb meines FAI-Sektors liegt und mir somit sicher ein Teil meines Tracklogs abgeschnitten werden wird – egal.Werner nahm dieselbe Spur und wir wendeten dort von wo aus wir sicher noch zurück zum Stoder Landeplatz kamen. |
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Im Tal schob der O-Talwind uns gut an und so konnten wir unser Dreieck auch zu machen und direkt am Landeplatz neben den Autos wieder einladen! GENIAL!!! Gleich 2 meiner 3 Saisonziele mit einem Flug geschafft: „200er-FAI vom Stoder“ aus und „persönliche Bestleitung nochmals verbessern“ hatte ich mir da auf einen Zettel bei einem Streckenflugseminar mit Hermann Trimmel notiert…Ich hätte zu Saisonbeginn nie für möglich gehalten, dass mir zweiteres vom Stoder aus gelingt!!! Mit diesem Flug hab ich eigentlich auch mein drittes Saisonziel erreicht: „Die guten Tage im Vorfeld erkennen und dann auch am richtigen Startplatz sein“. |
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Im Stoder-Stüberl war dann die Euphorie beinahe zum Greifen: Fast alle der Anwesenden markierten an diesem Tag ihre neuen persönlichen Bestleistungen – und die Freude, so einen Tag nutzen haben zu dürfen, war wirklich jedem breit ins Gesicht geschrieben. Hier die beiden Aushängeschilder vom Nova-Speedteam: Werner Luidolt und Bernhard Pessl – beim mehr als verdienten Landebier!
Die Draufgabe zu Haus war dann: Flug runterladen, im SeeYou einlesen und auf Optimieren klicken. Etwas das ich nach schönen weiten Flügen richtiggehend zelebriere… Wahnsinnstag du, danke dass Du Dich zur Abwechslung mal zu uns an die Nordseite der Ostalpen verirrt hast. Einen solchen noch dazu mit gleichartiger Fliegerbrut auskosten zu dürfen macht einfach riesen Spaß – vom effizienteren Vorwärtskommen mal ganz abgesehen… Danke an alle, die mit mir auf derselben Spur waren! |
Lessons Learned:
Im Grunde genommen alles richtig gemacht – ein HOCHGENUSS! – und dennoch:
- wenn vorne alles schneebedeckt ist – HOCH bleiben; von großen Scheeflächen löst selten was ab 😉
- im Sölktal spült es gern von Süden raus – weiter beobachten
Weiteres XC-Potenzial:
Im Nachhinein betrachtet war das sicher noch nicht das Ende dessen, was vom Stoder aus noch möglich ist. Aber wir haben mit diesen Flügen mal ein fettes Eingangs-Statement gesetzt 😉
Die Analyse von Bernis Track im XC-Planner zeigt: wenn er den Cirren-bedingten Hänger im Großarl-Tal nicht gehabt hätte, hätte es ein Weltrekord-FAI werden können.
Dabei wäre es leicht noch weiter in den Norden rauf gegangen… Hätti-wari… – diese Spielchen sollen nur verdeutlichen, dass das Potenzial unseres Stoderzinkens noch lange nicht ausgeschöpft ist!
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Danke für diesen Bericht und Gratulation zu diesem Hammer-Flug. 🙂 Freu mich jetzt schon auf dein Video über diese Saison.