1. und 5.7.15: gleich nochmal zwei Stoder-250er FAIs
1. Juli-Woche bringt Omega-Hoch und zwei weitere 250er FAIs vom Stoderzinken!
Die Hitzewelle geht mit einem Finale Furioso zu Ende! Und damit sind nicht nur die heftigen Gewitter an deren Ende gemeint…
Das Omega-Hoch „Annelie“ bescherte uns nicht nur tropische Temperaturen samt gemütlicher Abende im Freien, sondern auch die in Fliegerkreisen so hochbeliebte „trocken-labile Schichtung“. Gleich zwei mal paarte sich diese in der vergangenen Woche mit wenig Wind und geringer Gewitterneigung – diesmal ausnahmsweise sogar an der Alpennordseite. 🙂
So zeigte sich der Stoderzinken trotz der hochsommerlichen Lage von seiner Frühstart-tauglichen Seite und ermöglichte mir zwei Groß-Dreiecke mit 250 und 255 Kilometern – und das im höchstdotierten gleichseitigen FAI-Dreiecksformat.
Details
Stoderzinken/Gröbming:
- Land Region: Aut, Stmk/Ennstal
- 2030 (Gipfelstartplatz)
- Höhendifferenz: 1170m
Infos unter:
unsere Flüge
1.7.:
- Heli Schrempf (228,6km FAI-Dreieck; 320 Pkt.)
- Simon Oberrauner (222,3km FAI-Dreieck; 311 Pkt.)
- Thomas Hofbauer (203,2 FAI-Dreieck; 285 Pkt.)
- Hannes Fuchshofer (184,2km FAI-Dreieck; 258 Pkt.)
- René Hussler (170,9km leider abgesessen; 171 Pkt.)
- Lex (249,9km FAI-Dreieck; 350 Pkt.)
Unsere Flüge vom 1. Juli zum Nachfliegen im virtuellen Doarama-Relief:
- Bernd Humpl (224,2km flaches Dreieck; 269 Pkt.) neuer österr. Out-and-Return-Rekord
- Walter Wilding (212,2km FAI-Dreieck; 297 Pkt) – sein erstes 200er-FAI 🙂
- Bernhard Peßl (245,9km FAI-Dreieck; 344 Pkt.)
- Lex (255,7km FAI-Dreieck; 358 Pkt.)
Unsere Flüge vom 5. Juli zum Nachfliegen im virtuellen Doarama-Relief:
Die Flüge en détail:
Mi., 01.07.2015:
Walter Wilding vertritt ja die These, dass rund um Vollmond-Phasen sehr gern sehr gutes Flugwetter herrscht – und so war es zumindest für ihn kein Wunder, dass just an diesem Mittwoch Hammerbedingungen herrschten.
Ein herrlich früher Start um 9:47 Uhr fand jedoch einen frühen Dämpfer durch eine über 30-minütige Baustelle gleich nach dem Stoder. War hart, die nachfolgenden Kollegen hoch über meinen Kopf hinwegziehen zu sehen, während ich tief rumdümpelte. In Angesicht des jähen Flugendes den Wasserballast abgelassen, noch mal voll konzentriert und schon ging’s hoch in XC-praktikablere Sphären – die ich an diesem Tag nicht wieder hergeben sollte.
Durch die Erfahrung des mittlerweile 5. Fluges auf diesem so genial gelegenen Dreiecks-Kurs konnte ich wieder schnell Boden gut machen und um 14:20 Uhr im Norden ca. 5 km westlich vom Sonntagshorn wenden. Der Rest des Fluges war dann ohne größere Baustellen, aber mit dem einen oder anderen zerschobenen Bart gut machbar.
Den südlichen Wendepunkt hatte ich an diesem Tag aus zweierlei Gründen nicht vollkommen ausgereizt: Zum einen war es bereits 16:55 Uhr und zum zweiten wollte ich unbedingt versuchen, den Flug zum Ende hin so lange wie’s geht nach Ost zu verlängern.
Nachdem mich am 5. Juni der Ennstaler Talwind auf Höhe Hauser Kaibling erwischt und den Flug bereits vor 19 Uhr beendet hatte, habe ich mir bereits vor dem Start geschworen, diesmal eine Talwind-geschütztere alternative Linie direkter am Hauptkamm zu versuchen.
So flog ich zwar bis Schladming erst wieder meine bewährte Spur (da gut Wolken-markiert 🙂 ), dafür bog ich dann am Seekarzinken (südl. von Schladming) nach Süden ab, auf der Suche nach einer guten Ablöse an dessen Süd-Ende. Dort konnte ich einige Meter machen und mich an die Südseite des schon ziemlich schräg angeschienenen Rabenköpfel ranschummeln. „Na wenn das mal gut geht…“
Dort sah ich wenig später noch Robert Haim mit seiner Queen aufsoaren und nach einigem Windgeschiebe zentrierten wir gemeinsam einen zerrissenen Bart, der uns aber noch etliche hundert Meter Höhe schenkte.
Während er die direkte Heimreise antrat, beschloss ich mein Glück noch weiter Richtung Hochwildstelle zu versuchen. Just in diesem Moment gesellten sich die zwei tschechischen Piloten Martin Holina und Petr Dord hinzu, was unsere Thermiksuche zu einem Musterbeispiel an Teamflug-Effizienz geraten ließ. So molken wir noch die allerletzte Thermik und rangen der späten Uhrzeit nochmal einige hundert Höhenmeter ab. So kam ich erstmals in den Genuss eines Ansatzes von MagicAir über dem Ennstal: zumindest ein annähernder Nullschieber ermöglichte mir so noch das FAI-Dreieck bis auf wenige hundert Meter am Fuße des Stoderzinkens wieder zu schließen – leider ohne Inflight-Fotos, da die GoPro sicherheitshalber noch zu Hause im rosa Transportsocken steckte…
Aber Zeit für ein iPhone-Selfie muss immer sein: 😉
So., 05.07.2015:
Ganz anders stellte sich die Situation am darauffolgenden So., dem 5.7. dar: die von Donnerstag bis Samstag anhaltende Nord-Strömung sollte am Sonntag schwächer werden. Aber schwach genug? Die Modelle waren sich uneins, wie sich speziell der Flugtagesbeginn windtechnisch gestalten sollte, hatte doch der Stoder am Donnerstag (2.7.) bewiesen, dass Nordwind um die 20 km/h am Stoder keinen XC-Spaß für mich zulässt.
So geimpft habe zum ersten Mal heuer eine kleine Doktorarbeit aus der Startplatzwahl gemacht und schließlich nach einem Telefonat mit Berni Peßl beschlossen, dass wir es für Samstag doch erneut vom Stoder probieren wollen – purer Optimismus…
Der Blick auf die Windwerte von 5-15km/h aus Ost am Krippenstein ließ am Samstag-Früh dann schon leichte Vorfreude aufkommen, die sich schließlich in starke Euphorie verstärkte, als wir oben am Stoder-Parkplatz ausstiegen: KEIN WIND – ein gutes Zeichen.
Blieb nur noch die Frage nach der Stabilität des bereits 5 Tage alten Omegahochs. Die ersten Ablösungen krochen bereits gegen 9:45 Uhr zum Gipfel-Startplatz hoch und ließen Berni und mich uns startklar machen. Gegen 10:15 Uhr zogen wir unsere Rennsemmeln auf und konnten annähernd problemlos aufdrehen – diesmal mit GoPro im Anschlag 😉
Gebrannt durch die Hetzerei-bedingte Baustelle vom Mittwoch zuvor, beschloss ich heute konsequent hoch zu fliegen. Der SO-Wind zu Beginn im Ennstal half hierbei erheblich – und auch in höheren Lagen keine (störende) Spur vom vortags befürchteten N-Wind – GENIAL! 🙂
So flog ich den Ennstaler Nord-Grat selten hoch (und schnell!) entlang und benötigte vom Stoder bis zum Verlassen des Scheichenspitz nur 35 Minuten. Selbst den Rossbrand legte ich konservativ an und überflog ihn mit ausreichend Höhe, was durch die von Bernd Humpl aktivierte TRA auch sorglos möglich war.
Selbst beim Blick zurück vom Hochkönig konnte ich keine Verfolger ausmachen, was entweder bedeutete, dass ich wirklich schnell unterwegs war, oder meine Mitflieger mit einigen Problemen zu kämpfen hatten. Bereits zu Beginn verlor ich Berni aus den Augen, der beim Andocken nach unserem Start-Schlenker so seine Probleme hatte, wieder sauber in den Startbart einzufädeln…
In wunderschön homogenen und hochreichenden Bärten konnte ich mit bequemer Reisegeschwindigkeit (wieder ohne störenden Wind!) meinen Weg nach Norden bahnen, wo es speziell Richtung Chiemsee und Unterwössen noch perfekte Bummerl hatte.
Durch die hohe Basis im Norden gelang der Anschluss an das Große Mühlsturzhorn deutlich entspannter als noch am Mittwoch und ich suchte mir die schönsten Bärte aus, um mich weiter Richtung Süd vorzuhanteln (wieder ohne Gegenwind!?!).
Speedy-Berni hatte mich dann kurz vor dem Breithorn endgültig eingeholt und um 16 Uhr verließen wir das Steinerne Meer mit knapp 3700m und stachen direttissima Richtung Süden. Ich hatte eine glückliche Linienwahl und konnte alles hoch nehmen. Berni war tiefer unterwegs, konnte dafür aber die besten Bärte direkt an der Wurzel packen und so flogen wir knapp hintereinander ein ins Rauriser Tal.
Dort gesellte sich auch noch Christian „Lobbi“ Lobensommer zu uns, der – vom Predigtstuhl kommend – mit uns die schön in der Sonne liegenden Westhänge bis gut 10km vor dem Hauptgrat des Alpenhauptkamms mitflog und dann wendete.
Dieser Entscheidung geschuldet nahmen wir eine sehr späte Wende um 17:18 Uhr in Kauf und suchten in dem sich uns bietenden Blauthermik-Anblick auf gut Glück nach möglichen Aufwinden.
Ich fand ein zartes Bärtchen das mich mit deutlichem NW-Windversatz Richtung Stubnerkogel schob, wo ich mir die nächste Höhen-Tanke erhoffte. Diese war auf meiner Line jedoch nicht mal ansatzweise vorhanden und so beschloss ich direkt Richtung Thermik-Garant Gamskarkogel im Gasteiner-Tal rüber zu stechen.
Doch auch dieser ließ sich schon sehr sehr bitten uns Aufwinde zu schenken und nach laaangem Abgrasen von allen Seiten her schienen sich die Aufwinde 100m über dem Gipfel endlich zu einem brauchbaren Bart zu verbinden. Eine kleine Enttäuschung, waren wir doch durch die 3-7m/s-Integriert-Bärte aus den letzten Versuchen verwöhnt – egal: Haupsache rauf und wir hatten eine reale Chance ins Großarl-Tal zu gelangen. Dies war deshalb wichtig, das dies die Minimum-Entfernung für ein (nach der 20%-Regel) geschlossenes FAI darstellen sollte.
Mit viel Glück erwischte ich um 18:35 Uhr einen schönen Bart am Spielkogel und konnte darin bis auf 3500m aufdrehen. Dabei fiel erneut auf, dass es von unten raus bis ca. 2600m schwächelte, aber darüber sich die Steigwerte teils fast verdoppelten – in der Stärke etwas unüblich, aber ein klares Indiz auf eine oben noch instabilere Schicht. Diese bestärkte mich zusätzlich hoch zu bleiben und jeden Bart bis zum Ende auszudrehen: Wer weiß was vorne noch kommt?!? (Im Hinterkopf: am 5.Juni bin ich in der genauso blauen Luftmasse zur exakt selben Zeit Thermik- (und Plan-)los gegen den Talwind runtergesunken…)
Die Stimmung war mittlerweile unbeschreiblich:
Mit enorm viel Glück konnte ich noch auf den 3 Folgegraten Richtung Schladming 0,5-2 m/s-Thermiken finden, die mich mit den WNW-10er-Rückenwind unsagbar sanft näher und näher Richtung Ausgangspunkt brachten.
Am Seekarzinken war ich dann endgültig unter Grat und flog die mir bestmögliche erscheinende Thermikstelle an und wurde nur mit zaghaften Nullschieber-Blubberern beschenkt.
Der Tag schien endgültig in meinem Umkreis abgestellt zu haben und so dagte ich mir „Glück hab ich heute schon genug gehabt, zur Hochwildstelle komm ich mit dieser Höhe und dem Sonneneinstrahlungswinkel sicher nicht mehr – also raus und sich der Talwind-Schlacht stellen“
So erfasste mich der Erwartete gleich direkt hinter dem Hochwurzen-Grat und machte die letzten 1000 Höhenmeter nochmal zu einem richtigen Anti-Absauf-Krimi. Der Wald Trug gut und die Turbulenzen hielten sich in Grenzen, so konnte ich im 3/4 Gas meinen Weg noch Richtung Haus bahnen.
Über dem Landeplatz vom Hauser Kaibling erspähte ich dann 2 Gestalten, die offensichtlich zu mir hochwinkten. „GENIAL! Fans, die via Live-Tracking dabei waren – LOL!“
Meine Gleitstrecke noch Richtung Stoderzinken maximierend flog ich 100m über ihre Köpfe hinweg zur nächsten gemähten Landewiese und setzte butterweich gegen den warmen Talwind auf.
Hier ein kleiner Video-Schnipsel, den Werner Luidolt dabei gefilmt hat:
Berni war bis zum Schluss jeweils einen Bart hinter mir und konnte sich noch bis zur Reiteralm vorkämpfen, was für ihn 246km bedeutete. Bei mir standen schließlich 255-Dreieckskilometer zu Buche – WOW!!
Ein Flug der 10 Stunden lang ausschließlich in der Komfortzone stattfand – wie oft und wo gibt’s denn so was: Bei uns am Stoderzinken – mit dem schönsten Pass-freien alpinen FAI-Dreieck der Welt! 🙂
Dieser Flug schloß eine Reihe von sechs super 240km+ Flügen ab, die mich die Schallmauer von 2000 Punkten im XContest durchbrechen ließen und sogar in der weltweiten Gesamtwertung aller Paragleiter (=Streckenflug-WM!) zwischenzeitlich auf Platz 1 hieven – wenigstens kurzzeitig ein super Gefühl, sich „Streckenflug-Weltmeister“ zu nennen *LOL*
Selbst der Nationen-Cup könnte dieses Jahr wieder in österreichische Hände wandern – wir sind aktuell nur läppische 330 Punkte hinter den Schweizern…
Aber die Saison geht noch gute 7 Wochen in denen noch seeehr viel passieren kann – und das kommende Wochenende verspricht schon wieder eine sehr gute Flieger-Wetterlage in den Ostalpen… 🙂
Lessons Learned:
- Es scheint auf dem Stoder-FAI ein besonders schwieriger Kompromiss zu sein, welche Wendepunkte man nun wirklich rauszieht. Die Entscheidung fällt nämlich schwer, wenn es überall gut geht: Zieht man die ersten beiden raus scheint die Hochwildstelle unerreichbar, timt man auf die Hochwildstelle muss man spätestens um 17 Uhr im Süden wenden; im nächsten Versuch auf die Hochwildstelle fokussieren…
- Auch bei uns kann man bis 20 Uhr fliegen – auch ganz ohne Südtiroler Kreuzkofel… *g*
- Im Hochsommer bewährt sich wieder einmal: HOCH BLEIBEN und genießen 🙂
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