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30.04.02: Gampersberger – Tausing – Liezen

30.04.02: Gampersberger - Tausing - Liezen

So skeptisch bin ich bisher noch nie einen Flugtag angegangen. Ich hatte drei mal mit Tom Fasching telefoniert, bevor ich mich dazu entschied, die Arbeit für heute ruhen zu lassen. Schließlich waren doch Höhenwinde mit bis zu 60 km/h prognostiziert, am Vortag hatte es noch aus Kübeln geschüttet und in Rottenmann wollte der Himmel einfach nicht aufreissen – wahrlich nicht die besten Paragleit-Bedingungen.
Doch das Ennstal lehrte uns auch diesmal, dass hier etwas andere Naturgesetze herrschen…

Um 13.40 traf ich Tom schließlich auf dem Parkplatz vor der Tennishalle. Schon auf halbem Weg bergwärts meldete sich unser Staatsmeister 2001 Gerhard Gassner per Fon und teilte uns mit, dass er ebenfalls Richtung Gampersberger unterwegs war. Wir drehten kurzerhand um und lasen ihn ebenfalls bei der Tennishalle auf…
Auf der Startwiese angelangt, blies uns schon ein nettes S-N-gerichtetes Lüftchen entgegen – eine wahre Genugtuung nach nach vier Wochen schlechtwetterbedingter Paragleit-Abstinenz… *g*
Tom selbst wahr ja sehr heiss auf den ersten Flug mit seinem neuen Pro-Design Titan. Hat er im Winter noch den Pro-Ject (2-3er) testgeflogen (siehe Flugbericht hier…), entschied er sich letztendlich doch für die Intermediate-Variante Titan (DHV 2er), doch dem Design (gold-weiss) ist er treu geblieben.Und fürwahr titanisch auch der Anblick in der Luft…
Durch den respektablen Südwind (ca. 15-25 km/h) vom Tal ging es relativ rasch auf eine Höhe von etwa 1500m. Zeit die Kamera auszupacken und den frischgebackenen Schirmbesitzer vor unserer herrlichen Ennstal-Kulisse abzulichten…Trotz der starken WNW-Höhenströmung war bis etwa 1400m nur die Süd-Komponente für den Flug maßgeblich. Es war also nur eine Frage der Zeit bzw. Höhe, bis man von der Höhenströmung mitgenomen wurde.
Gassi krubelte als erster auf etwa 1800m auf zielte gleich Richtung Salberg wo er aber mit großem Höhernverlust ankam und gleich wieder einen Hangkonturenflug zurück zu unseren Thermikschläuchen antrat.Ein erhebendes Gefühl als Fluganfänger über dem amtierenden Staatsmeister zu kurbeln…
…doch die Freude währte nicht lang. Denn er kam schon wieder in staatsmeisterlicher Manier mit 7-Meilen-Flügeln die Luft hochgeklettert und bald zogen wir auf selber Höhe unsere Kreise.Der etwas tiefer fliegende Tom hatte sein Speedsystem mehrmals aus- und eingehängt um es optimal auf den Titan zu einzustellen.
Mit meinem brandneuen Alinco-Funkgerät und eingebautem Headset blieben wir stets in Kontakt – eine der lohnendsten Investitionen bisher, da es ungleich mehr Spass beim Krubeln bringt und die Kommunikation bzgl. Streckenentscheidung doch erheblich vereinfacht wird…
Blick über Hinteregg von etwa 1700m nach Nord-Ost Richtung Wurzerkampl (1706m) und auf den darunterliegenden Knauf Gips-Bruch.Rechts der große Pyhrgas (2244m).
Dann wagte Gassi den Flug Richtung Angern. In Anbetracht der Tatsache, dass eine – nicht nur optisch – sehr starke NW-Höhenströmung über die Angern zog, wir uns also in dieser Höher wieder in Lee-Thermik befanden, wartete ich erstmal in Ruhe ab.Relativ viel Höhe abgebaut, kam er mit seinem Flying Planet Whisper ungefähr halbhoch an der Südflanke des Nazogl (2057m) an. Dort jedoch spiralte er sich nach kurzer Thermiksuche auf über Gipfelhöhe hinauf und:
Die Kappe stand weitgehend stabil!
Das war das Zeichen für mich, es unserem Gleitschirm-Profi nachzutun. Und tatsächlich – in Felsnähe war es schon verdächtig ruhig und relativ gutmütige Lee-Bärte verhalfen mir ebenfalls zu schnellem Höhengewinn.
150m unter Grat war ich dann auf alles gefasst, aber die wenigen Klapptendenzen waren durch schnelle Korrekturen kein wirkliches Thema und so schloss ich bald zu Gassi auf, der mir den Weg Richtung Tausing zeigte:
Weiter gings über die Weissenbacher Mauern und Hochtor Richtung Hochtausing. Dort traten wir schon gegen den stärkeren WNW-Gegenwind an, der ein Vorwärtskommen nur schwer ermöglichte – ohne Speed-System wär kaum was gegangen…
Am Tausing selbst kam ich mit relativ geringer Höhe an und so hatte ich nur eine Chance, dessen Südseite nach Thermik abzugrasen, bevor ich mir eine Aussenlandung am Bergfuss suchen hätte müssen. Mit nur mehr ca. 30m über Bergfuss-Grund stieg ich dann in einen mächtigen Leebart mit 4m/s konstantem Steigen ein und schraubte mich so, stets sehr eng in einer Bergrinne zentrierend, über den Grat. Diesmal war der Übergang Lee->Luv nicht so g’schmeidig, war aber noch absolut fliegbar – mit dem Target zumindest *g*Gassi zog ca. 50m über dem Tausing-Gipfel (1823m) seine majestätischen Kreise, geduldig beobachtend, wie sich der Flug-Newbie Lex so schlug…
Mit etwa 1900m Abflug-Höhe starteten wir Flügel an Flügel dann Richtung Hausberg, wo sich Tom noch immer im Kurbeln versuchte, nachdem er den Anschluss zu uns nicht ganz geschafft hatte.Per Funk teilte er mir mit, dass er Richtung Weissenbacher Badeteich rauszog und dort landen würde…
Ein letzter Blick zurück zu Hochtausing, Grimming und Dachsteinmassiv.
Dieses kamera-gezoomte und deswegen etwas unscharfe Bild zeigt Toms Endanflug.
Gassi zog über mir hinweg geradewegs Richtung Landeplatz, wo Ulli Lubensky bereits mit ihrem Gin Gliders-Flügel gelandet war.
Ich selbst baute im Anflug relativ viel Höhe ab und kam mit etwa 50m über dem Hollerer-Bauern an.
Am Hausberg angekommen schaffte ich wieder knapp den Einstieg in den (wie ich meine) verlässlichsten Thermikbringer des gesamten Heimat-Hügels . Mit konstanten 3.5-4.5m/s gings dann rauf auf exakt 2194m (etwa 1000m Höhendifferenz in einem Bart!).Nachdem ich Tom aber per Funk zugesagt hatte, dass ich ihn nicht allzu lange warten lassen werde, brach ich meinen Flug ab und ging – zum ersten mal in meiner Karriere – FREIWILLIG landen *g*
Noch ein letzter Blick nach Osten Richting Ennstal und Gesäuse.Abschließend versüßten mir ein paar feine Wingover und Spiralen den Abstieg.
Blick Richtung Westen ebenfalls über’s tolle Ennstal-Panorama hinweg so weit das an diesem Tag etwas getrübte Kameralinsenauge reichte.Ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als tausend Worte…
Fazit: Das Ennstal gehorcht wie so oft nur bedingt den Wettervorhersagen. Aufgrund der Geographie und der dadurch vorherrschenden Talwinde sind auch an Nicht-Flugtagen Gleitschirmflüge durchführbar – ein besonderes Charakteristikum unseres Tales.
Genussflieger haben bei solchen Bedingugen jedoch NICHTS in der Luft verloren! Ein hochkonzentriertes und reaktionsschnelles Fliegen in den Leebereichen ist unabdingbar! Dann eher schon mal einen „Familientag“ einlegen :-)sonstige Facts: Max. Höhe: 2194, max. Steigen: 6.9 m/s, Flugzeit: 1h59, A3: 4848m, Wind in 3000m: 40-60km/h NW; an diesem Tag hätte man locker noch mind. 1.5 Stunden länger fliegen können…
Hast Du bis hier hin durchgehalten? Dann würde sich mein Gästebuch extreeem über eine kleine Wortspende freuen! *ggg*

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